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Liebe auf den zweiten Blick - oder: vom Sabbertuchstoff zur Lieblingstunika

Wenn mir vor einiger Zeit noch jemand gesagt hätte, dass ich jemals aus Musselin/Double Gauze Kleider nähen würde, hätte ich ihn ziemlich sicher für verrückt erklärt und ausgelacht. Sabbertuchstoff! Daraus näht man doch keine Kleider! (Hätte ich gerufen). Das ist was für Babys. Als Tuch um den Hals. Fertig.

Da jedoch in der Stoffwelt schon seit Längerem sehr viel Musselin/Double Gauze auch mit hübschen Prints ein Thema ist, schaute ich mich dann doch mal um. Die Idee war, meiner Mademoiselle Zwerg ein zweitägiges Dreieckstuch zu nähen, so mit Bommelborte und ganz viel Tüddelkram dran.

Fast zeitgleich entdeckte ich auf dem Netz bei einer meiner Lieblingsbloggerinnen, Missichen ist ihr Name, ein Tunika-Shirt mit diversen Lagen und eine andere Bluse. Beide Oberteile waren aus Musselin/Double Gauze genäht. Und sie sahen soooooo super aus. Da war es aus mit der Meinung, dass ICH SICHER NIE Kleidung aus Sabbertuchstoff nähen würde.

Bei meiner Suche stiess ich dann auf einen Stoff mit winzigen weissen Punkten auf uni Hintergrund. DEN musste ich haben. Einmal in rosa, einmal mintgrün und einmal senfgelb.

Zwei Tage später stand vor meiner Tür ein Stoffpaket, das eigentlich nicht in die Schweiz, sondern nach Deutschland in mein Postfach hätte geliefert werden sollen. Aber weil der Stofflieferant einen Adressfehler gemacht hatte, und die Rechnungs- und Lieferadresse vertauschte, hatte ich meinen Stoff schon viel schneller, als erwartet. (Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich von DHL dann eine Rechnung mit Zollgebühren erhalten würde...)

Neun Tunika-Shirt schnitt ich zu, ohne auch nur ausprobiert zu haben, wie sich der ehemals unsympathische Stoff vernähen liess. In meinem Kopf war das Bild glasklar, wie am Schluss die Tuniken aussehen sollten: Flügelärmelchen und Rüschenborte unten am Saum. Ein wenig Retro, ein wenig Tüddelkram und ganz viel Pünktchenliebe.

Als ich dann endlich an einem Abend zum Nähen kam, war ich total verliebt in das fertige Stück. Am liebsten hätte ich Mademoiselle Zwerg aufgeweckt, um ihr das neu erschaffene Werk anzuprobieren. Aber um Mitternacht weckt man ja bekanntlich keine Kinder ;-)

Jedenfalls entstanden dann bis zum nächsten Markt auch alle anderen acht verbliebenen Stücke, eine Tunika schöner als die Andere.

Als am Markttag fast alle Mütter (Grossmütter, Tanten und alle anderen auch!) stehen blieben und reihum "jöh isch das härzig", "i wett grad es chliises Meitschi ha" und solche Sachen sagten, war ich endgültig überzeugt: Das waren nicht die letzten Kleidungsstücke aus diesem Stoff.

Übrigens: Das zweilagige Dreieckstuch für Mademoiselle Zwerg ist noch nicht geboren, dazu reichte der Stoff nicht mehr nach den Tuniken ;-)

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